Es war die Begeisterung für systemische Aufstellungen, die mich letztlich in einen Mediationslehrgang geführt hat. Als Anfang 1997 absehbar wurde, dass mein Stiefsohn nach der Matura im Sommer ausziehen werde, tauchte der Wunsch nach einem beruflichen Neustart auf – doch in welcher Sparte. Da bestand einerseits die reizvolle Möglichkeit, meine Tätigkeit als freie Mitarbeiterin des ORF-Radios Ö 1 auszuweiten und zum journalistischen Vollprofi zu werden. Andererseits versprach die Mediation die Gelegenheit, meine langjährige Erfahrung als Richterin zu nützen und mich auf einer anderen Ebene und mit anderen Mitteln in den Dienst von Konfliktlösung und fairem Ausgleich zu stellen. Den Ausschlag gab schließlich der Wunsch, mich auch näher mit Aufstellungsarbeit zu beschäftigen, die ich im Rahmen einiger Familienaufstellungen als zutiefst berührende und sehr wirkungsvolle Methode kennengelernt hatte. Und so habe ich die Mediationsausbildung schon mit der These begonnen, daß systemische Aufstellungen ein für die Mediation geeignetes Instrument sein können.
Parallel zum Mediationslehrgang absolvierte ich von März bis November 1998 eine Fortbildung in „Aufstellungs- und Rekonstruktionsarbeit im Rahmen systemischer Therapie, Supervision und Organisationsberatung“ im Ausmaß von 262 Stunden. Dieses Nebeneinander verschaffte mir zwar eine Überdosis an Seminaren, erwies sich aber für beide Bereiche als sehr befruchtend: Die Prinzipien und Instrumente der Aufstellungsarbeit erweiterten meine Perspektive und meine Möglichkeiten in der Mediationsausbildung, und in der Aufstellungsfortbildung waren meine Konfliktfälle eine anregende und willkommene Abwechslung zu den überwiegend therapeutischen Anliegen.
Besonders hilfreich war mir Aufstellungsarbeit beim Einstieg in die Praxis als Mediatorin im Caritas Familienzentrum. Wenn sich Sprachlosigkeit ausbreitete oder die Klienten einander wortreich bekriegten, erwies sich der Wechsel der Ebene und des Mediums als hilfreich und nützlich. (Fortsetzung folgt)